Samstag, 16. Mai 2015

Artenbeschreibungen Asien

Im Folgenden stelle ich die von mir gehaltenen asiatischen Arten vor. Dabei möchte ich besonderen Wert legen auf Angaben, die sich aus meinen persönlichen Erfahrungen ergeben und weniger das nacherzählen, was bereits in der einschlägigen Literatur nachzulesen ist. Grundsätzlich gilt es, sich vor Anschaffung einer bestimmten Art einiges anzulesen. Am besten aber ist immer der Austausch mit den Haltern und Züchtern selbst. Die Fotos auf dieser Site werden immer wieder ergänzt werden.


Elaphe carinata (Königskletternatter)

Die Königskletternatter ist eine große kräftige Schlange mit einem relativ langen Schwanz und nur leicht vom Körper abgesetzten Kopf. Trotz ihrer Größe und der muskulösen und kräftigen Statur ist sie äußerst elegant und schnell in ihren Bewegungen. Die Färbung variiert von einem hellen Braun im Jugendalter bis hin zu einem Gelb-schwarzen Zeichnungsmuster im Erwachsenenalter, das sich in Richtung Hinterkörper immer mehr auflöst und in ein fast zeichnungsloses Schwarz übergeht.
Jungtier von 2013 bei der Umfärbung

 Vorkommen: Weite Teile Chinas und Taiwans





Jungtier von 2014

Größe: E.carinata wird durchschnittlich 180-200 cm groß, kann aber auch bis zu 230 cm erreichen.
Lebensraum: Sie bewohnt karstiges Gebirge bis ins Tiefland hinein, kommt in Bambusdickichten und an Waldrändern vor.
Nahrung: Königskletternattern ernähren sich in erster Linie von Nagern in passender Größe, sie nehmen aber auch Echsen, Vögel und deren Eier sowie andere Schlangen als Nahrung an. Da die Ohiophagie bei dieser Art schon häufig vorgekommen ist, wird vielfach die Einzelhaltung empfohlen. Ich füttere meine Tiere gemeinsam in einem Terrarium und habe bisher noch keine Probleme gehabt. Allerdings behalte ich die beiden während und kurz nach der Fütterung auch im Auge, um ggf. rechtzeitig einschreiten zu können. Das einzelne Füttern in Fütterungsboxen ist wegen des arttypischen Verhaltens recht aufwendig, deshalb habe ich bisher darauf verzichtet. Meine Königskletternattern haben einen gesegneten Appetit und fressen praktisch alles, was ich ihnen anbiete und zeigen dabei ein rasantes Wachstum. Ein Überfüttern ist natürlich zu vermeiden.

Haltung: Das Terrarium sollte sehr geräumig sein, um den Tieren ausreichend Platz zu geben. Meine beiden Männchen halte ich in einem Becken mit dem Maßen 160x80x60 cm. Dies ist als Minimum anzusehen, größer schadet sicher nicht. Die Tiere zeigen sich bei mir relativ entspannt, solange man sie im Terrarium nicht belästigt. Sie suchen tagsüber gern den Wärmespot auf, der Temperaturen um die 30° erzeugt. Dabei bevorzugen sie den Platz auf einer Schieferplatte direkt unter dem Strahler. Die Temperatur im Becken liegt zwischen 20 und 26°. Nachts geht sie auf bis zu 16° zurück. Ein Kletterast sowie ausreichend große und vielseitige Verstecke sollten vorhanden sein. Das Wasserbecken sollte groß genug sein, das sich die Tiere hineinlegen können. Eine Wetbox sollte nicht fehlen und ersetzt das regelmäßige Sprühen im Terrarium, denn die Königsnattern mögen es gern ab und zu etwas feuchter.
 
Verhalten: Königskletternattern sind aufgrund ihres Verhaltens alles andere als leicht zu händeln. Wenn man ihnen zu nahe kommt, gehen sie sofort in Abwehrstellung über, wobei sie den Körper s-förmig anziehen und das Maul öffnen. Macht man den Fehler und respektiert dann den Sicherheitsabstand zum Tier nicht, zögert die Königskletternatter keinen Moment und greift an. Dabei zeigt sie sich ausgesprochen entschlossen und beißt kräftig zu. Bei ausgewachsenen Tieren können dabei blutende und schmerzhafte Wunden entstehen. Es empfiehlt sich also sehr, sich gar nicht erst beißen zu lassen. Da diese Art außerdem sehr behende in ihren Bewegungen ist, sollte man sie nicht mehr als unbedingt nötig behelligen. Ausnahmen kann es natürlich auch bei dieser Art geben. E.carinata ist eine eher bodenbewohnende Schlange, die jedoch durchaus gut zu klettern vermag. Auch wühlt sie gern im Bodengrund, weshalb dieser nicht zu scharfkantig sein sollte.
  
Zucht: Da ich zur Zeit keine adulten Tiere pflege kann ich von keinen eigenen Zuchterfahrungen mit dieser Art berichten, werde dies aber nachholen, wenn es soweit ist. Es sollte jedoch bei gewissenhafter Haltung und einer Überwinterung von 3-4 Monaten bei ca. 10-12° unproblematisch sein. 
Aufgrund ihres aggressiven Verhaltens, ihrer Schnelligkeit und der Größe ist die Königskletternatter definitiv keine Anfängerschlange. Ungeübte Schlangenhalter werden an dieser Art vermutlich keine Freude haben.




Elaphe climacophora (Inselkletternatter)

Bei der Inselkletternatter handelt es sich um eine schlanke aber dennoch kräftige große Schlange, die zumindest bei mir sehr gerne klettert. Meine Tiere stammen von der Kurileninsel Kunashir, wo diese Art eine recht auffällige Färbung aufweist. Sie bekommt mit der Zeit einen bläulichen Kopf und einen grünlich- grauen Körper. Für mich eine sehr interessante und schöne Schlange, die mir viel Freude bereitet.
Jungtier von 2013 beim Fressen einer jungen Maus

Vorkommen: Elaphe climacophora ist auf ganz Japan weit verbreitet. Es gibt gestreifte und gefleckte Exemplare sowie eine albinotische Population und die bereits erwähnte Form von Kunashir.





Größe: Inselkletternattern werden um die 200 cm lang, es kommen aber auch etwas kleinere aber auch größere Tiere mit bis zu 230 cm vor.


E.climacophora von der Insel Kunashir

Lebensraum: Sie besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume, von Bambusdickichten, über Grasland bis hin zu Flussufern, Wegrändern und landwirtschaftlichem Nutzland.

Nahrung: Sie ernährt sich vorzugsweise von Kleinnagern und Vögeln bzw. deren Eier. Die Häufigkeit dieser Art in Wassernähe lässt vermuten, das sie auch Frösche als Nahrung annimmt. Im Terrarium legen diese Schlangen imme rmal wieder längere Fresspausen ein, die ihnen aber nicht schaden. Dafür zeigen sie sich außerhalb dieser Pausen äußerst gefräßig und futterneidisch. Eine Einzelfütterung bietet sich an. Macht sich erst einmal Mäusegeruch breit, ist das Herausfangen und Separieren jedoch ein schwieriges Unterfangen, da meine Tiere dann nach allem beißen was sich bewegt.




Haltung:  Die Inselkletternatter zeigt sich bei mir als leicht zu haltende Art. Sie benötigt ein auseichend großes Terrarium, das viele Klettermöglichkeiten bietet. Verstecke und eine Wetbox gehören sowieso immer dazu, wie auch ein aureichend großes Wassergefäß, das es den Schlangen ermöglicht, sich hineinzulegen. Nach meiner Erfahrung hat E.climacophora ähnliche Ansprüche wie die Äskulapnatter, nur die Temperaturen können durchschnittlich etwas höher liegen. Ich halte meine drei Tiere bei 22-28°, phasenweise im Hochsommer auch wärmer. Hin und wieder sprühe ich das Terrarium aus, aber immer nur so viel, das es in Kürze wieder abtrocknet.



 
Verhalten: Meine Tiere zeigen sich etwas hektisch aber friedlich. Sie beißen nur, wenn es etwas zu fressen geben könnte. Im Terrarium zeigen sie sich ausgesprochen neugierig und kommen sofort nach vorn an die Scheiben, wenn sich vor dem Terrarium etwas bewegt. Auch sind sie am Tage sehr aktiv und fast ständig unterwegs.

Zucht: Zur Zucht kann ich noch keine Angaben machen, da meine Tiere erst im nächsten oder übernächsten Jahr geschlechtsreif werden. Ich vermute aber, das die Zucht bei einer entsprechenden Überwinterung unproblematisch sein dürfte. E.climacophora scheint eine etwas kältere Überwinterung zu bevorzugen, da meine Tiere bei 13-15° noch sehr aktiv waren und es recht lange gedauert hat, bis sie sich verkrochen haben. Nun ruhen aber auch sie bei ca. 12° für ca. 3 Monate.

Bei der Inselkletternatter handelt es sich um sehr elegante Schlangen, die geschickt klettern und auch sonst sehr interessant sind. Sie sind recht friedlich und deshalb, wenn man die Größe entsprechend berücksichtigt, durchaus als Schlange für den ambitionierten Anfänger geeignet.




Elaphe dione (Dionenatter)

Die Dionenatter ist eine eher kleine Natter, die in ihrer Vielgestaltigkeit ihresgleichen sucht. Aufgrund des riesigen Verbreitunggebietes und des Anpassung an die unterschiedlichsten Lebensräume sind in der Natur sehr unterschiedliche farb- und Zeichnungsvariationen anzutreffen.

Rötliches Tier aus Wladiwostok


Vorkommen: Die Dionenatter ist ein Verbindungsglied zwischen dem europäischen und dem asiatischen Kontinent. Ich ordne sie hier Asien zu, da das weitaus größte Verbreitungsgebiet auf dem asiatischen Kontinent liegt. Sie bewohnt im geograhischen Europa nur die östliche Ukraine, von dort erstreckt sich ihre Verbreitung auf das gesamte Asien bis nach China und Korea. Nur im äußersten Norden im nördlichen Sibirien und im Hochgebirge fehlt sie. Ansonsten ist sie nahezu flächendeckend zu finden.





Größe: Erwachsene Tiere erreichen maximal 120cm, meist bleiben sie aber um die 100 cm.

Zwei der vielgestaltigen Altai-Tiere



Lebensraum: Wie schon erwähnt besiedelt die Dionenatter nahezu jeden Geländetyp, mit Ausnahme von Sandwüsten. Sie gilt dementsprechend als außergewöhnlich anpassungsfähig, was sie schon deshalb zu einer idealen Terrarienschlange macht.

Gestreifte Variante aus dem Osten Russlands


Nahrung: Vorzugsweise Mäuse entsprechender Größe, wobei es erstaunt, mit welcher Beutegröße sie fertig wird.

Haltung: Im Trockenterrarium, das mit einer Wetbox, Verstecken und einer Wasserschale ausgestattet ist, fühlen sich Dionenattern wohl. Ein Kletterast wird nur selten genutzt, sollte ber trotzdem vorhanden sein. Temperaturen um die 25° mit etwas kühleren und auch wärmeren Zonen sind ausreichend. nachts sollten alle Wärmequellen ausgeschaltet sein. 

Exemplar aus Nordost-China

Verhalten: Dionenattern sind in der Regel friedlich, einzelne Exemplare können bei einer Reizung jedoch schon mal zuschnappen. Das ist bei Schlangen dieser Größe aber nicht problematisch. Ansonsten vibrieren Dionenattern bei Erregung gern mit dem Schwanzende. Sie werden mit der Zeit recht zahm und verstecken sich nach einiger Zeit nicht mehr bei Störung. Sie zeigen sich dann auch durchaus am Tage im Terrarium, ansonsten führen sie eine recht versteckte Lebensweise.

Dieses Tier ist ca. 3 Monate alt

Zucht: Die Zucht scheint recht einfach zu sein. Ich kann jedoch noch nicht auf eigene Erfahrungen verweisen, da ich zur Zeit noch nicht geschlechtsreife Tiere halte. Besonders ist die recht kurze Inkubationszeit der Eier, was diese Schlange sehr interessant macht.
Die Dionenatter gilt als eine gute Anfängerschlange, die leider immer noch ein Schattendasein in unseren Terrarien führt und hier relativ selten vorkommt. Doch wenn man erstmal mit ihnen zu tun hatte, können sie durchaus faszinieren.




Elaphe schrenckii (Amurnatter)


Die Amurnatter ist eine große und kräftige Natter, die tagaktiv und sehr neugierig ist. Sie fällt durch die schöne leuchtend gelbe Zeichnung auf, die in attaktivem Kontrast zum lackschwarzen Körper steht. Eine Art, die früher sehr häufig in den Terrarien zu finden war, inzwischen aber seltener geworden ist.


Vorkommen: Ostasien, vom östlichen Russland bis nach Korea hinein.


Größe: bis 180 cm, meist etwas kleiner bleibend.

Lebensraum: Die Art ist sehr anpassungsfähig und kommt in unterschidlichen Gebieten vor. Landwirtschaftl. Nutzland wird ebenso bewohnt wie Flussufer und Wegränder. Die Amurnatter hält sich besonders häufig in Wassernähe auf, das sie auch gern und lange aufsucht.
Nahrung: Nager in passender Größe, Vögel und Vogeleier, u.U. auch Frösche. Amurnattern haben einen recht schnellen Stoffwechsel, weshalb sie verhältnismäßig viel Nahrung brauchen. Die Verdauung ist je nach Temperatur manchmal schon nach 24 Stunden abgeschlossen.

Haltung: Aufgrund der Größe sollte ein geräumiges Terrarium zur Verfügung gestellt werden. E. schrencki klettert auch gern, jedoch nicht sehr geschickt. Dennoch empfiehlt sich ein höheres Becken und ein verzweigter Kletterast. Verstecke und ein geräumiges Wasserbecken müssen ebenfalls vorhanden sein. Temperaturmäßig sind Amurnattern recht genügsam. 20-28° reichen aus.

Verhalten: Amurnattern verhalten sich sehr friedlich. Meine Tiere, die ich im letzten Jahr abgegeben habe, haben niemals versucht zu beißen, sind aber in der Hand recht bewegungsfreudig und aktiv. Man spürt dann bei adulten Tieren die große Kraft, die ein solches Tier aufbringen kann. Sie zeigen sich sehr neugierig im Terrarium und sind auch am Tage viel unterwegs.
Zucht: Meine Tiere haben sich alle zwei Jahre vermehrt. Die Paarung setzt recht zügig nach der 4 monatigen Überwinterung bei 8-10° ein. Die ca. 5 Eier werden in die Wetbox abgelegt und schlüpfen je nach Temperatur nach ca. 70 Tagen. Meist fressen die Jungtiere nach der ersten Häutung selbstständig aufgetaute Mäusebabys.
Amurnattern sind zu recht als gute Anfängerschlangen bekannt. Sie sind friedlich und anpassungsfähig und damit leicht zu halten. Bei Einhaltung einer ausgiebigen Winterruhe schreiten sie verlässlich zur Zucht und bieten Neulingen in der Schlangenhaltung damit sehr interessante Eindrücke.



Hemorrhois ravergieri (Ravergiers Zornnatter)

Die Zornnatter ist eine schlanke aber dennoch kräftige Schlange, die sich durch ihre Schnelligkeit und Aggressivität auszeichnet. Sie befindet sich nach meinem Wissen sehr selten in Terrarienhaltung, obwohl sie sich nach einiger Zeit recht gut eingewöhnt.


Dieses Tier stammt aus Usbekistan
Vorkommen: Von der östlichen Türkei über den Kaukasus, Usbekistan, Tadschikistan bis nach Pakistan. Sie bewohnt hauptsächlich bergige Regionen über 1000 Meter.


Größe: Durchschnittlich 130-150 cm.

Lebensraum: Diese Art bewohnt trockene, steinige Bergregionen, Steppen und wenig bewachsene Hänge. In der Osttürkei findet man sie auch in den Legesteinmauern an den Feldrändern.



Nahrung: Nager entsprechender Größe, in der Natur auch Echsen und gelegentlich Schlangen.





Haltung: Meine beiden Tiere sind Wildfänge, die knapp ein Jahr im Terrarium leben. Sie haben sich sehr gut eingewöhnt, gehen sehr gut an aufgetaute Mäuse und zeigen sich sehr selbstbewußt. Das Terrarium hat die Maße 160x80x60 cm und scheint die optimale Größe zu haben. Es ist als Trockenterrarium mit Lochgestein, Rinden und einem Bodengrund aus einem Erde- Lehm-Gemisch eingerichtet. Auch das Wassergefäß und die Wetbox fehlen nicht.


Verhalten: Wie der Name schon sagt, Zornnattern sind gewandte schnelle und aggressive Schlangen, bei denen man jederzeit damit rechnen muss, das sie beim Hantieren im Terrarium die Hand des Pflegers attackieren. Typisch für die Gattung Hemorrhois ist der aufgerichtete Vorderkörper, mit dem sie die Lage sondieren. Ansonsten verhalten sich diese Tiere recht ausgeglichen.


Zucht: Angaben folgen hoffentlich später.




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