Sonntag, 1. Februar 2015

Langsames Erwachen

Seit ca. einer Woche habe ich die Temperatur im Schlangenhäuschen schrittweise wieder angehoben. Von ca. 12 °C während der letzten 12 Wochen auf nunmehr 18°C Grundtemperatur. Die Becken werden mittlerweile wieder beleuchtet, etwa 8 Stunden täglich. Auch die Wärmespots sind wieder in Betrieb, so das in den Terrarien etwa 22-28°C am Tage erreicht werden. Diese Temperatur wird allerdings nur in den oberen Becken erzielt, wo sich die warme Luft sammelt. Die mittleren und besonders die unteren Becken sind deutlich kühler, da der Fußboden kaum gedämmt ist und entsprechende Kälte abstrahlt. Der Temperaturunterschied im Schlangenhäuschen beträgt von der Decke zum Fußboden (ca. 2 Meter) etwa 4°C. Das hat zur Folge, das die Tiere in den unteren Becken nur sehr zögerlich aus ihren Verstecken kommen, während die in den oberen Becken bereits schon gefressen haben und die Vipernattern sogar schon mit der Paarung begonnen haben.
Nachdem alle Becken wieder beleuchtet werden, sollte eine Sichtkontrolle der Schlangen erfolgen, damit sichergestellt werden kann, das alle den Winter gut überstanden haben. So konnte ich feststellen, das bis auf eine kleine Vipernatter vom letzten Jahr, die die Überwinterung nicht überlebt hat, alle Tiere wohlauf sind. Dazu ist anzumerken, das der Winter zur Fortpflanzung nötig ist, aber auch einen wichtigen Selektionsfaktor darstellt. Schwache oder kranke Tiere werden geschwächt und sterben und stehen somit zur Fortpflanzung nicht zur Verfügung. Dies ermöglicht die Stärkung der Population durch gesunde und kräftige Fortpflanzungspartner und sichert damit ihren Bestand. Es sollte deshalb einem einzelnen Verlust durch eine Überwinterung keine zu große Bedeutung beigemessen werden, handelt es sich hierbei doch um einen natürlichen Prozess.
Ansonsten freut es mich sehr, wie gut insbesondere meine Jungtiere den Winter überstanden haben. Alle fressen wieder gut, bis auf eine Hufeisennatter, die dies aber auch vor der Winterruhe auch noch nicht getan hat, ebenso wie meine drei jungen melanistischen Würfelnattern. Diesen habe ich deshalb gestern lebende Fische angeboten, wo sie sich dann auch bedienten. Jetzt liegen sie auf einem Ast unter dem Wärmespot und verdauen. Mal sehen, ob ich sie bald auch an tote Fische gewöhnen kann. Die lange Inkubation nach meiner Methode hat zur Folge, das der Dottervorrat im Ei von den Jungschlangen restlos aufgezehrt wurde und sie deshalb sehr kräftig und wohlgenährt geboren werden. Darum kann ich einem Verweigern der Nahrung bei Neugeborenen recht gelassen entgegen sehen. Die Hufeisennatter ist im Spetember 2014 geboren und hat seitdem noch keine Nahrung angenommen. Sie ist dennoch in einem guten Zustand und unterscheidet sich von ihren Geschwistern, die bereits mehrfach gefressen haben so gut wie nicht. Da sie aber bisher so gar kein Interesse an den aufgetauten Babymäusen zeigt, werde ich es demnächst mit lebenden Mäusen versuchen.
Junge Schlangen ernähren sich in der Natur durchaus nicht von der gleichen Beute wie es die Erwachsenen tun. In vielen Fällen ist die Beute der erwachsenen Schlangen zu wehrhaft für die kleinen und zarten Jungtiere. Deshalb ernähren sie sich von deren Jungtieren oder von weniger wehrhaften Beutetieren. Manchmal richtet es die Natur sogar so ein, das die Schlangenbabys zu einer Zeit schlüpfen, wenn auch die potentiellen Beutetiere Nachwuchs bekommen. Deshalb und weil uns als Terrarianer durchaus nicht jedes Futter zur Verfügung steht (viele Jungschlangen ernähren sich von kleinen Echsen oder Amphibien), kann es zu Schwierigkeiten bei der ersten Nahrungsaufnahme kommen.
Manche Arten sind dafür bekannt, das ihre Jungtiere nur schwer an Ersatznahrung zu gewöhnen sind. Um Jungschlangen ans Futter zu bringen haben sich einige Methoden bewährt.
So sorgt der Bewegungsreiz oft für ein Zubeißen der Schlange, was häufig ausreicht, damit sie die tote Maus auch als Beute ansieht und sie verzehrt. Sollte das nicht genügen oder verhält sich die Schlange zu passiv, kann versucht werden, das Futter unter das Versteck der Schlange zu schieben, um der Schlange zu ermöglichen dort in Ruhe und in Sicherheit zu fressen.
Klappt auch das nicht, hilft vielleicht folgendes. Mit einem Messer wird der Kopf der aufgetauten Maus angeschnitten. Das Austreten von Gehirnflüssigkeit scheint auf viele Jungschlangen einen sehr großen Reiz auszuüben. Hat die Schlange nun immer noch nicht gefressen, bleibt noch die Möglichkeit, die Maus mit dem Geruch von den eigentlichen Beutetieren zu verwittern. Dazu kann man entsprechend der natürlichen Nahrung z.B. ein Stück Echsenhaut mit etwas Wasser auf die Maus kleben oder sie an einem Frosch reiben o.ä.
Am besten ist es natürlich, wenn man die natürliche Nahrung bieten kann.
Als allerletztes Mittel wird oft zur Zwangsfütterung gegriffen. Dazu wird der jungen Schlange eine tote Maus vorsichtig in das Maul gesteckt und dann mit einem stumpfen Gegenstand langsam in den Schlund geschoben, bis der Schlingreflex ausgelöst wird. Diese Methode habe ich in der Vergangenheit mit unterschiedlichem Erfolg ausgeübt und mich dazu entschlossen, dies nicht mehr zu tun. Für die Schlange bedeutet dieses Verfahren natürlich sehr großen Stress. Stressempfindliche Schlangen nehmen dadurch durchaus Schaden. Außerdem habe ich das Gefühl, das das Nahrungsverweigern häufiger bei Jungtieren auftritt, deren Eltern als Junge ebenfalls Probleme bei der Nahrungsaufnahme gemacht haben. Es wäre sicherlich interessant, diesem Phänomen durch eine wissenschaftliche Studie auf den Grund zu gehen. Ich jedenfalls lehne eine Zwangsfütterung bei meinen Tieren ab. Sollte eine Schlange trotz der genannten Versuche nicht zur Nahrungsaufnahme zu bewegen sein, ist das eben so und muss respektiert und akzeptiert werden.
             

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen